Das Leben einer Heimbewohnerin

Interview mit einer AVE-Ehemaligen, die nach einer erfolgreichen Ausbildung im Pflegebereich jetzt bei AVE arbeitet.

Interview:
Das Leben einer Heimbewohnerin

Wie bist du zu AVE gekommen?
F.: Bis zu meinem 10. Lebensjahr wuchs ich in einer ganz normalen Familie mit Mutter, Vater und zwei Geschwistern auf. Als ich zehn Jahre alt war, verstarb mein Vater ganz plötzlich. Nun stand meine Mutter mit uns Kindern alleine ohne regelmässiges Einkommen da . Mit dieser Situation war sie dauernd überfordert. Nach einiger Zeit heiratete sie wieder, wahrscheinlich in der Hoffnung, dass sie und wir Kinder einen neuen Ernährer finden werden. Die Wirklichkeit sah aber anders aus. Bald einmal stellte sich heraus, dass die zugeheiratete Familie dem Stiefvater zur Last wurde. So mussten wir Kinder die Familie verlassen. Meine ältere Schwester begann in Kara eine Schneiderlehre, mein Bruder und ich fanden bei AVE ein neues Zuhause.

Wie wurdest du dort aufgenommen?
Ich befand mich plötzlich in Gesellschaft von vielen jüngeren Kindern. Die Mamans kochten und sorgten sich um uns und ich durfte regelmässig zur Schule gehen. In dieser neuen Familienform fand ich mich bald einmal gut zurecht und fühlte mich wohl.

Wie ging es weiter?
Nach der Primarschule besuchte ich die Sekundarschule und anschliessend ein Gymnasium. Bald einmal merkte ich, dass das Studium nicht mein Bildungsweg war. AVE ermöglichte mir den Wechsel vom Gymnasium in den Pflegebereich. In einem Gesundheitszentrum in Lome besuchte ich eine dreijährige Krankenpflegeschule. Nun fehlte mir noch ein dreimonatiges Praktikum bis zur Diplomierung. Dieses konnte ich in Sotouboua absolvieren. Danach fand ich eine Anstellung bei SECO, ebenfalls in Sotouboua, in der Pharmaciebranche. Diese Arbeit entsprach nicht meiner Vorstellung. Deshalb kündigte ich nach zwei Jahren meine Tätigkeit.
Von nun an stellte ich mein Wissen und Können AVE zur Verfügung. Bei so vielen Kindern ist im Gesundheitsbereich immer einiges zu tun. Besonders bei Malariaanfällen muss sofort gehandelt werden. Die Erstbehandlung findet jeweils im Spital statt. Ich übernehme dann nach kurzer Zeit die Weiterbehandlung zu Hause. Diese Arbeit gefällt mir und entspricht meinen Vorstellungen.

Wie stellst du dir deine Zukunft vor?
Ich bin jetzt 28 Jahre alt und bin seit kurzer Zeit verheiratet. Am 8. Dezember 2022 ist mein Sohn Beni zur Welt gekommen. Wir sind seither eine glückliche, kleine Familie. Ich werde nach einer gewissen Zeit wieder für AVE, meine grosse Familie, arbeiten.